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25 Jul
25Jul

Suara Keheningan  Inosensius I. Sigaze, O.Carm

Einführung: 

Die Covid-19-Krise ist noch nicht vorbei, und - als ob das nicht genug ist -, kommt da von eben auf jetzt eine weitere Krise hinzu. Vor gut einer Woche ist nämlich eine Flutkatastrophe ungekannten Ausmaßes über uns gekommen. In der ganzen vergangenen Woche war dieses Ereignis das Hauptthema in allen Medien. Auch unser Bistum hat sich gemeldet. In einem Schreiben vom Generalvikar Bentz bittet er darum, dass wir heute beten für die Opfer der Flutkatastrophe und dass wir ihnen die heutige Kollekte zu gute kommen lassen. Auch unser Kloster wird sich beteiligen. 

Im Schriftenstand liegen auch kleine Streifen, die Sie mitnehmen können und die eine detaillierte Bankverbindung angeben. Ja, unsere Augen sehen immer noch so viel Leid und Unheil, unsere Ohren hören so viele Nachrichten von Hunger, Ungerechtigkeit, Hass und Tod. Es gibt unzählige Fragen zum Leben und zum Glauben. Trotzdem glauben manche Menschen oder wir heute, dass Christus als Retter und Erlöser gekommen ist. Christus ist unter uns, inmitten unserer Nöte. Das Licht Christi leuchtet, aber es leuchtet in der Dunkelheit und in jeder Krise, mit der wir konfrontiert sind. Kann er uns helfen? Ich denke ja. Nicht in der Weise, dass er Brote herbeizaubert, aber in der Weise, dass er uns verändern kann, so dass wir bereit und in der Lage sind, unser Brot mit vielen zu teilen. Sind wir dafür offen?

Predigt | Kön 4, 42–44 | ph 4, 1–6 | Joh 6, 1–15 

1. Die Geschichte über den Propheten Elischa in der heutigen ersten Lesung erinnert uns automatisch an den Propheten Elija. Beide haben im Alten Testament die gleiche Rolle als große Wundertäter gehabt. Allerdings sollte man nicht vergessen, dass Elischas Vorgehen, um mit wenigen Broten eine große Menge zu sättigen, Israel selbst daran erinnerte, dass und wie sich damals das Wunder des Auszugs aus Ägypten vollzogen hatte. Ja, die Geschichte vom Manna in der Wüste, die im Buch Exodus, Kapitel 16, beschrieben wird, ist auch mit der Brotvermehrung durch Jesus verbunden. 

2. Beim Wunder der Brotvermehrung ist sowohl beim Propheten Elischa in der ersten Lesung, als auch bei Jesus im heutigen Evangelium von einem „Überfluss“ die Rede. Ist es für den Menschen heute noch möglich, die „Fülle“ dessen zu spüren, was Gott bereitgestellt hat? Kann es für unsere von der Flut betroffenen Brüder und Schwestern in Deutschland noch reichlich Hilfe geben? Gibt es in Indonesien und Indien zu diesem Zeitpunkt noch genügend Sauerstoff für Menschen, die COVID-19 ausgesetzt sind? Reicht es bei Bewegungseinschränkungen noch, genügend Essen zu Hause zu haben? Oder von welcher Fülle können wir heute sprechen? Überfluss bedeutet, was Gott für diese Welt bereithält: nicht Überfluss, an dem die Menschen ersticken, sondern Überfluss an Frieden und Freude. 

3. Inmitten der gegenwärtigen menschlichen Situation, in der wir das Paradoxon erleben zwischen den am Überfluss erstickenden Menschen und den Menschen, für die Überfluss ein Fremdwort ist, sind wir zu einer Solidargemeinschaft berufen. Der Apostel Paulus unterstreicht in der heutigen zweiten Lesung, dass wir die Fülle, die in der Kirche Christi vorhanden ist, nicht für uns behalten dürfen, sondern geschwisterlich mit anderen teilen sollen. 

4. Ein solches Umgehen mit unserem Überfluss schwächt nicht unsere Gemeinschaft und unsere Einheit und stiftet auch keine Verwirrung. Im Gegenteil: Wenn wir uns in der Kirche miteinander vereint wissen, können wir andere in Liebe aufnehmen und mit Geduld ertragen, ohne dass wir uns um unsere Einheit sorgen müssen. 

5. Nachdem wir nun vom Überfluss in der Geschichte Israels von Mose bis Elischa gehört haben, hören wir heute im Evangelium auch von einem Überfluss. Denn nachdem die fünf Brote und zwei Fische verteilt waren, gab es am Ende 12 Körbe mit übrig gebliebenen Brotstücken. Das Wunder besteht nicht darin, dass Jesus aus fünf Broten viel Brot „macht“, sondern das Wunder besteht darin, dass Jesus so handelt und das wenige segnet, dass diese 5000 Menschen unter diesem Handeln und Segen ihr eigenes Denken und ihr Verhalten verändern können. Das Wunder besteht dann darin, dass sich in dieser Situation die Herzen und die Taschen der Menschen öffnen können – und alle ohne Angst teilen. Keiner hat Angst, selbst zu kurz zu kommen, sondern jeder kann hergeben, jeder kann schenken. „Wenn wir meinen: Jesus springt dann ein, wenn Menschen hungern, nur weil wir nicht teilen können, dann haben wir ihn nicht verstanden. Weil wir immer Jesus in die Verantwortung nehmen – und nicht uns selbst.  Aber ich denke, er hat das seine getan. Und jetzt sind wir dran. Denn wenn jeder und jede gibt, was er oder sie hat, dann werden alle satt. Und dann geschieht auch heute das Wunder der Brotvermehrung. 

6. Jesus bleibt aber nicht stehen bei der Speisung der Fünftausend. Er möchte seine Jünger zu einer tieferen Erkenntnis führen, und zwar sie ausrichten auf das ewige Leben. Durch die Mahlgemeinschaft mit Christus, bei der er sich selbst uns gibt in der Gestalt von Brot und Wein, bereiten wir uns für ein Leben in Fülle, in der ewigen Herrlichkeit. Hier liegt die wahre Bedeutung der Eucharistie. 

7. Die Eucharistie soll die Perspektive der Lebens- und Glaubensform verändern, damit wir nicht nur in der Fülle weltlicher Bedürfnisse leben, sondern auch auf eine höhere und ewige Fülle ausgerichtet werden. Wie können wir dazu kommen, dass wir uns nicht vom Verlangen nach der Fülle der Dinge dieser Welt mitreißen lassen, sondern innerlich frei bleiben? 

8. Ich glaube, dass es dazu keine großen Dinge erfordert, außer demütig im Gebet zu Gott zu kommen, zu lernen, alle Situationen und Dinge in unserem Leben relativieren zu können, und Gott zu erlauben, zu wirken und unsere Herzen mit einer Fülle zu füllen, die nicht nur für uns selbst und andere nützlich ist, sondern auch zu seiner Ehre gereicht. Die Fülle unserer Liebe und Fürsorge für andere Bedürftige ist heute vielleicht nicht mehr nur eine Rhetorik, sondern eine wahre Herausforderung, der wir uns zu stellen haben. 

9. Am Schluss lese ich ein Zitat vom Schweizer Kapuzinerpater und Buchautor Anton Rotzetter: Haben wir wirklich begriffen, dass Eucharistie ein Mahl ist? Gemeinsames Brotbrechen? Miteinander das gleiche Brot essen, aus dem gleichen Kelch trinken? Untereinander und mit allen Menschen teilen? Ich weiß, dass wir auch da unter einer einseitigen Betrachtung in der Vergangenheit immer noch leiden. Eucharistie sei Opfer, was sie auch ist, aber eben auf einer anderen Ebene. Auf der des Zeichens, auf der Ebene dessen, was wir tun und was wir sehen, ist Eucharistie Mahl, Brotbrechen, Essen und Trinken, Tischgemeinschaft. Auf der Ebene der Bedeutung, auf der Ebene dessen, was sich beim Essen und Trinken ereignet, ist Eucharistie das Opfer Christi, seine Hingabe, seine radikale und selbstlose Liebe. Die Liebe Christi, die sich einsetzt, die Liebe, die sich aussetzt, die Liebe, die sich hingibt. Aber das wird nur in unserem liebenden Zusammensein erfahrbar; nur wenn wir miteinander essen und trinken, am gleichen Tisch sitzen.

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