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31 May
31May
Suara Keheningan | Inosensius I. Sigaze

Predigt am 29.05.2022 | Apg 7, 55–60; Offb 22, 12–14.16–17.20; Joh 17, 20–26

1. Fast alle Kulturen dieser Welt glauben, dass die letzten Botschaften vor der Abreise immer wichtige Botschaften sind. Kein Wunder ist es, dass - wenn sich der Zustand eines Menschen verschlechtert -, sich die Menschen nach bestimmten Worten sehnen, die als Abschiedsworte geeignet sind. 

Es gibt auch die Sehnsucht mancher Menschen, in ihre Heimat zurückzukehren, wenn die Diagnose des Arztes keine Perspektive auf Heilung mehr bieten kann. Zurück nach Hause für einen Moment, um sich mit der Familie zu treffen und eine letzte Nachricht zu hinterlassen. Einige erwarten dann auch, dass die letzte Nachricht die Erbschaftsregelung betrifft. Ganz anders ist da die Geschichte Jesu. Das Testament, das Jesus seinen Jüngern gibt, besteht darin, dass „sie Zeugen für ihn sein werden“. 

2. Zeuge für ihn sein? Diese letzte Nachricht klingt seltsam. Während seines Lebens mit seinen Jüngern hat er das nicht gesagt, dann sagte er plötzlich, dass die Jünger Zeugen sein würden. Die letzte Nachricht hinterlässt er als Versprechen. Ein Versprechen, das erfüllt wird, wenn Jesus gegangen ist. Ein verbales Versprechen, das seine Jünger neugierig machen wird. Es ist möglich, dass das mündliche Versprechen Verwirrung und Angst ausgelöst hat. 

Die Jünger fragen vielleicht auch: Gab es während ihrer Zeit bei Jesus Unterricht darüber, wie man ein Zeuge ist? Zeuge zu sein, ist immer mit der Forderung verbunden, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Die Forderung nach Wahrheit entsteht, weil Menschen an der Wahrheit zweifeln. Manche Menschen haben Zweifel, weil sie die Wahrheit nicht sehen. 

3. An der Wahrheit zu zweifeln bedeutet aber nicht, dass sie nicht existiert, sondern dann geht es darum, dass sie Menschen offenbart wird, die sie nicht kennen. Dies geschieht im Dialog von Jesus und Thomas in Johannes 14, 4-6. Jesus beantwortet die Zweifel des Thomas mit diesen Worten: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Es wird deutlich, dass Jesu Versprechen, dass Zeugen kommen werden, auch bedeutet, dass diese auch Zeugen für die Wahrheit sein werden. Die Wahrheit, die während seines Lebens mit seinen Jüngern offenbart worden war, soll nun der Welt offenbart werden. 

4. Jesu Verheißung, dass diese nun Zeugen sein werden, bleibt eine Verheißung, die überall und zu jeder Zeit erfüllt wird. Das hat die Geschichte bewiesen. Einer der ersten direkten Zeugen Jesu ist z.B. Petrus. Auch Stephanus ist Zeuge Jesu. Seine Loyalität gegenüber Jesus wird daran deutlich, dass er dem, was er glaubt, treu ist. Was er glaubt, ist die Wahrheit. Dem Glauben treu zu sein, ist eine Form des Zeugnisses für unsere Zeit. Es ist kein Wunder, dass die Geschichte der Märtyrer nichts anders ist als eine Geschichte, die sich auf ihren Mut bei der Verteidigung ihres Glaubens bezieht. Wie Sie wissen, hat Papst Franziskus Titus Brandsma am 15. Mai als Märtyrer der Kirche heiliggesprochen. Titus Brandsma ist ein Märtyrer, der in unserer Zeit die Wahrheit bezeugt. 

5. Wir können die kritische Frage stellen, worauf sich Titus Brandsma und die anderen Märtyrer gestützt haben. Ich glaube, dass Titus Br. und die anderen Märtyrer sich letztlich nicht durch Gedanken an einen eventuellen Ruhm leiten ließen, sondern nur durch die Verheißung Christi. 

Es geht nicht um Ehre und Ruhm, sondern um das Kommen Christi und die mit Spannung erwartete Erfüllung seiner Verheißungen. In diesem Kontext des Wartens haben die Jünger und die Kirche bis heute die Bedeutung der Rolle des Heiligen Geistes erfahren, der sie ständig begleitet hat und der ihnen weiterhin Kraft spendet. Man könnte sogar sagen, dass es der Heilige Geist war, der es der Kirche ermöglichte, „Komm, Herr Jesus“ zu rufen. 

6. In der heutigen zweiten Lesung werden dem verherrlichten Christus große Namen gegeben. Er ist „der Alpha und das Omega“: Es gibt keinen Herrn und Retter vor ihm und keinen nach ihm. Er ist der Morgenstern eines neuen Tages. Der Tag ist nahe: „Ich werde bald kommen“; dies soll ein Trost und eine Mahnung sein. 

7. Zeuge zu sein ist im Kontext des menschlichen Lebens keine einfache Angelegenheit, denn es stellt sich heraus, dass viele Menschen ganz andere Ideale und Vorstellungen vom Leben haben als Christus zu bezeugen in Wort und Tat. Außerdem bedeutet Christusnachfolge, nach Einheit zu streben, nach der Einheit, wie sie ist zwischen Jesus und dem Vater. Das verträgt sich nicht mit dem Bemühen, für sich selbst die große Anerkennung der Welt zu bekommen. Wo soll dann auch noch Platz sein für die Suche nach Wahrheit? 

8. Der Weggang Jesu bedeutet für die Kirche bis heute eine große Herausforderung. Sie wird aber in dem Maße für Christus Zeugnis ablegen können, wie sie gegründet bleibt auf der Verheißung Christi und offen bleibt für das Wirken seines Geistes. 

9. Wir hörten im heutigen Evangelium, dass Jesus für die Einheit derer betet, die an ihn glauben. Die Einheit der Kirche hat ihren Ursprung und Zweck in dem einen, dreieinigen Gott. Darin muss etwas von der Macht und Herrlichkeit Gottes gesehen werden. Und Christus muss in der Welt als der geliebte Sohn Gottes bekannt sein: durch das Leben derer, die sein Wort gehört und seine Herrlichkeit gesehen haben (so Joh. 1,14). 

10. So wird deutlich, dass das Versprechen, Zeuge zu sein, nicht nur an seine Jünger gerichtet ist, sondern auch an uns alle. Wir sind berufen, Zeugen der Liebe Gottes zu sein. Wir werden unter der Führung und Begleitung des Heiligen Geistes in die Welt gesandt. Schließlich müssen auch wir beten, dass sich alle Gläubigen in Liebe vereinen, so wie Christus besonders für seine Jünger gebetet hat. Amin.

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