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12 Mar
12Mar
Suara Keheningan | Inosensius I. Sigaze, O.Carm

Predigt | 2. Fastensonntag | Gen 15, 5–12.17–18 ; Phil 3, 17 – 4, 1;  Lk 9, 28b–36

1. Normalerweise sind wir vorsichtig, wenn wir einem Menschen begegnen, der uns etwas verspricht, den wir aber sonst noch nicht kennen. Wird er sein Versprechen einhalten? Können wir ihm glauben? Leichter ist es bei den Menschen, die wir seit längerem kennen. Und wie ist es, wenn man nach aktuellem Trend Menschen kennen lernt über Online-Medien? So lange wir jemanden nicht wirklich kennen, so lange bleibt es schwierig, dessen Versprechen zu vertrauen, auch wenn sich dieses Versprechen gut anhört. Unsere täglichen Lebenserfahrungen mit Verheißungen und Vertrauen in Menschen, die wir kennen, sind sicherlich sehr hilfreich, um Abrahams inneren Kampf zu verstehen, als er Gottes Verheißungen hörte. 

2. Gott versprach Abraham Nachkommen und den Besitz des Landes Kanaan. Die Jahre vergingen und für Abraham wurde die Verheißung zu einer beunruhigenden Ungewissheit. Die Ungewissheit, die Abraham beunruhigte, bezog sich auf Nachkommen und Besitztümer. Waren diese beiden Dinge für Abraham am wichtigsten? Es könnte sein. Aber sehen die Menschen heute noch Vererbung und Besitz als das Wichtigste an? Es kann sein, dass das für einige der Fall ist. Viel wichtiger ist jedoch die Frage der Gewissheit eines Versprechens. 

3. Dies gilt auch für Abraham. Ihm geht es nicht zunächst um Abstammung und Besitz, sondern ob Gottes Verheißung als Gewissheit und sogar als Wahrheit gilt. Gilt Gottes Verheißung immer noch für Abraham und seine Nachkommen? Das Gefühl der Ungewissheit nimmt nun zunehmend einen immer größer werdenden Platz auf der Erde ein und sogar in den Herzen der Menschen. Die Welt schien keine außergewöhnliche Unsicherheit zu haben bis zur Invasion Russlands in die Ukraine, aber das veränderte sich schlagartig, als am 24. Februar Russlands militärische Invasion in der Ukraine begann. 

4. Die Unsicherheit wurde noch größer, als die Medien berichteten, dass der rote Knopf an Vladimir Putins Koffer zum Drücken bereit war. Hinzu kommt die Verunsicherung, wenn Diplomatie, Lobbyarbeit und Sanktionen völlig wirkungslos erscheinen. Ganz zu schweigen davon, dass die ganze Welt begonnen hat, für den Frieden in der Ukraine zu beten, aber bis heute wird die militärische Aggression fortgesetzt. Bis wann? Wo sollen die Tausende Flüchtlinge hin und wer kann sie aufnehmen? Auf diesem Hintergrund sieht es danach aus, dass die Menschen wieder zu erkennen beginnen, dass das Wichtigste nicht die erste Abstammung und der Besitz ist, sondern humanitäre Hilfe und der Glaube an Gottes Wort. 

5. So war es auch für Abraham, dessen Glaube ihm „zur Gerechtigkeit gerechnet“ wird, weil er sich von Gott anerkannt und angenommen weiß. Vielleicht kann die heutige Unsicherheit eine Gelegenheit für uns sein, Gott näher zu kommen und an sein Wort zu glauben. Abrahams Glaube war Vertrauen und Hoffnung auf eine gute Zukunft. Wenn Gott seine Verheißung an Abraham besiegelt und sich auch durch einen Bund an ihn gebunden hat, dann können auch wir davon ausgehen, dass Gottes Liebe auch uns trägt und umgibt und wir so die Gewissheit haben, dass Gott auch an uns seine Verheißungen erfüllen wird. 

6. Jetzt kommen wir zur zweiten Lesung. Der Brief des Apostels Paulus an die Philipper warf damals ein wichtiges Thema auf. Damals gab es einige Leute, die eine falsche Vorstellung vom Körper hatten. Schon damals wurde der Körper von manchen Leuten abgewertet. Das ist eine fatale und unchristliche Sichtweise. Die Sicht mag sich heutzutage in gewissem Sinne verändert haben, aber damit ist die Entwürdigung des Körpers noch nicht vorbei. Wie sah das Konzept des menschlichen Körpers aus, als der Krieg ausbrach? Wird der menschliche Körper noch von Menschen respektiert? Es sieht so aus, als würde sich unsere heutige Zeit nicht wesentlich von der Vergangenheit unterscheiden. Musste es nun wieder zu einem Krieg kommen mitten in Europa? Dürfen Zivilisten noch fragen, wie wichtig ihr Körper ist, wenn ein Krieg ausbricht? 

7. Paulus versuchte, diese Situation durch das zu beantworten, was er glaubte. Christus hat durch seinen Tod am Kreuz und seine Auferstehung unser jetziges Leben auf dieser Erde in Frage gestellt, aber nur, weil er etwas Besseres für uns hatte: Er wollte uns schließlich retten und in sein ewiges Leben führen. 

8. Die Situation der Ungewissheit war nicht nur in der Zeit Abrahams, sondern auch in der Zeit der Jünger. Das heutige Evangelium ist ein Beweis dafür. Der irdische Jesus, den die Jünger auf dem Berg der Verklärung sahen, wird dieselbe Person sein, die sie auf dem Ölberg als den leidenden Diener Gottes sehen werden. 

9. Doch die Perspektive der Ungewissheit wird schließlich noch verstärkt durch die Wolke, die Jesus und dann auch die Jünger einhüllt. Alles schien verhüllt, voller Geheimnisse. Wer kennt dort die Wirklichkeit hinter den Wolken? Können die Jünger, die sich in einer unsicheren Situation befinden, noch glücklich sein? Glück und Freude gibt es nicht nur, wenn und weil alles vor den Augen der Menschen gewiss geworden ist, sondern auch dann, wenn es eine Spannung zwischen Versprechungen gibt, die zu keinem festen Zeitpunkt eintreten, aber dennoch wahr sind. Das Glück liegt nicht nur in der Begegnungserfahrung mit dem menschlichen Jesus auf dem Berg der Verklärung, sondern auch in der Begegnungserfahrung mit demselben Jesus als Gottes Diener auf dem Ölberg. 

10. Die Begegnung zwischen der Verheißungs- und Wahrheitsphase bei Abraham, dann der menschlichen Phase bei Jesus und als Diener Gottes lehrte die Jünger, dass die Quelle des Glücks in der Teilhabe am Leiden und der Herrlichkeit Jesu liegt. Glück entsteht durch das Aufeinandertreffen der Leidens- und der Herrlichkeitsphasen. 11. Daher muss die Phase der Offenheit Jesu und seiner Jünger auch mit der Phase der Verhüllung durch Wolken ausgeglichen werden. Ja, die Wolke, die Jesus und dann auch die Jünger umhüllt, ist letztlich ein Zeichen der göttlichen Gegenwart ebenso wie ihr Schleier. 

12. Letztendlich glaube ich, dass wir unter dem Schleier der treuen Verheißung Gottes leben, die besagt, dass er mit uns ist. Wir leben im Mysterium seiner immanenten und transzendenten Gegenwart. Wir leben nicht nur aus der Geschichte des Alten Testaments, die uns mit Gestalten wie Abraham, Mose und Elija verbindet, sondern wir sind auch mit Paulus und insbesondere mit Jesus verbunden, dem auserwählten Sohn, auf den wir hören sollen.

13. Wir leben in einer Zeit großer Ungewissheit, aber ich glaube, wir sind letztlich alle mit Gottes Barmherzigkeit wie mit einem Schleier umhüllt und umgeben. Wir können keine Hütte bauen, wir können Gott nicht dingfest machen. Die Wolke wird uns wieder überschatten, Mose und Elija entschwinden. Dann sehen wir nichts mehr, nur noch uns selbst in unserer Menschlichkeit. Oft genug bekommen wir dann Angst. Für diese Angst bleibt uns das Wort: „Das ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören“ (Lk 9,35).

14. In den Zeiten, in denen wir keine göttliche Erfahrung machen, verweist uns das Ev. auf Jesus. Er ist der Anführer zum Leben. Wenn wir ihm folgen, können wir getrost den Nebel unseres Alltags aushalten in der Hoffnung, dass er sich wieder lichtet. Und wenn wir gar nichts mehr sehen, dann bleibt uns noch wie den drei Jüngern das Hören, das Hören auf Gottes Stimme und Jesu Wort, aber auch das Hören auf die leisen Impulse unseres Herzens, in denen Jesus zu uns spricht. Amen.


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